"Kleine Jagd auf den Geisterjahrgang 2019"

“Geht‘s Dir auch so: Du hast schon viel von der außergewöhnlich hohen, ja, sogar spektakulären Qualität des Weinjahrgangs 2019 gehört, davon probiert hast Du aber bislang wenig? Dann geht‘s Dir genauso wie mir. Zeit, das zumindest ein wenig zu ändern, und zwar mit einer (zweiteiligen) Vorstellung von zehn Weinen aus dem Weingut Forster.

2019 ist – verflucht sei Corona – ein „Geisterjahrgang“. Er ist irgendwie da, aber so richtig mit den Händen (respektive mit den Geschmacksnerven) greifen kann man ihn nicht. Zu viele Jahrgangspräsentationen fielen aufgrund der Pandemie aus, zu viele Weinveranstaltungen fanden nicht statt und Weinfreunde hatten kaum Gelegenheit, den neuen Jahrgang in der vollen Breite der Weingüter und Tiefe der Weinkollektionen kennen zu lernen. 2019 war irgendwie nicht richtig greifbar, huschte nur hier und da schemenhaft vorbei . . . ein „Geisterjahrgang“ eben.

Verdient hat das der Jahrgang nicht. Denn er ist ein guter, ein sehr guter und in Teilen sogar exzellenter. Eine Achterbahnfahrt an Wetterextremen kostete die Winzer 2019 zwar Nerven und am Ende schlugen Ertragseinbußen von zum Teil 20 bis 30 Prozent zu Buche. Doch die jungen Weine strahlten dann vielerorts nur so um die Wette. Der mengenmäßig kleine Jahrgang bescherte komplexe, vibrierende Weine, bei denen eine aromatisch dichte Struktur Hand in Hand mit einer feinen Säure und strahlenden Frische geht. Oder, wie es Peter Bernhard Kühn vom VDP Weingut Kühn aus dem Rheingau auf den Punkt bringt: "2019 ist ein brillanter Jahrgang geworden. Kristallin und tiefgründig, voller Spannkraft und lebendiger Vibration".

Weingut Forster - die Kollektion: Teil eins

Beweis gefällig? Jüngst hatte ich Gelegenheit, die aktuelle Kollektion des Weingutes Forster, das in meiner Heimatregion Nahe zuhause ist, zu verkosten, und zehn Tropfen daraus möchte ich – aufgeteilt in zwei Verkostungsberichte – vorstellen. Los geht es heute mit fünf Weinen aus den Nahe- und Erdenweinsegment des Gutes, bevor ich im etwas später folgenden Blogbericht die vier Abenteurerweine der Forsters sowie einen Lagenwein vorstelle.

Apropos vorstellen: Vorab stelle ich Euch noch schnell die für die Weine verantwortlichen Mitglieder der Winzerfamilie Forster vor, als das wären Margit und Georg Forster sowie deren Sohn Johannes. Margit und Georg Forster können mit Fug und Recht den Pionieren des biologischen Weinanbaus an der Nahe zugerechnet werden.[ …]

Weißburgunder 2019:

Winzerfamilie Forster hat nur einen Weißburgunder im Sortiment, aber der hat es faustdick hinter den Ohren. In der Nase zeigt der Wein ein opulentes Aromenspiel von reifem Boskop, Birne und floralen Noten, am Gaumen präsentiert sich der Weißburgunden mundfüllend und cremig. Die Fülle der Frucht wird dabei von grasigen Noten und eine pfeffrigen Würze gebändigt, die frische Apfelfrucht verschmilzt mit weißem Pfeffer. […]

Riesling Spätlese feinfruchtig 2019

Denn der Riesling zeigt eine wohl balancierte Vermählung von Süße und Säure. Die Süße unterstreicht das Gelbfrucht-Aroma des Rieslings und lässt die Fruchtaromen von Pfirsich und Apfel bis Sternfrucht, Ananas und Akazienhonig hell aufblitzen, die Säure fängt das nuancenreiche Fruchtspiel wieder ein und leitet über zu Nuancen von grünem Tee, rosa Beeren vom brasilianischen Pfefferbaum und Bergamotte. Frucht und zart-süßer Schmelz kombiniert mit Säure und Würze machen diesen feinfruchtige Riesling mit seinen schlanken 10 Vol.% Alk. zu einem Genuss […]

Spätburgunder vom Kies 2018

Der teilentrappte und vier Wochen auf der Maische vergorene Spätburgunder reifte anschließend in verschiedenen Holzfässen (Barriques in Zweit- und Drittbelegung sowie ein kleiner Teil in Stückfässern) und wurde nach einjährigem Holzlager in die Flasche gefüllt. Der Spätburgunder vom Kies ist ein mustergültiges Abbild des im Vergleich kühleren Jahrgang 2017. Trotz seiner fülligen 13,5 Vol.% Alkohol steht es schlank und feingliedrig im Glas und macht beim ersten Schluck klar, was er ist und was nicht. Wer vom Spätburgunder einen süßlichen Bonbon-Typ erwartet, ist hier definitiv völlig fehl am Platz. Stattdessen gruppiert der Wein seine Kirsch-und Beeren-Note (Brombeere, etwas Pflaume und Johannisbeere) rund um ein straffes und kühl anmutendes mineralisches Rückgrat und ergänzt das rotfruchtige Aromenspiel durch leicht pfeffrige und würzige Noten von grüner Paprika bis Ingwer. Hinzu kommt mit längerer Luftzufuhr ein zarter Hauch von Akazienholz und Noten von kandierter Orange, die im Abgang durch ein griffiges Tanningerüst gestützt werden. Ein Spätburger, der gewiss nicht Everybody's Darling ist, sondern ein echter kleiner Charakterkopf mit Ecken und Kanten, vor dem Genuss karaffiert und keinesfalls zu kühl, sondern mit einer Trinktemperatur von 17 bis 18 Grad serviert werden sollte.

Riesling vom Kies & Riesling vom roten Schiefer

Riesling vom Kies oder Riesling vom roten Schiefer . . . Jahr für Jahr stellt sich bei mir die Frage, welcher von den beiden Forster‘schen Erdenweinen mein Favorit ist . . . und Jahr für Jahr ist diese Frage alles andere als einfach zu beantworten. So gut wie immer liefern sich die beiden trockenen Rieslinge an meinem Gaumen ein hartes Ringen um den (Geschmacks-)Sieg, der dann auch nur um Haaresbreite gelingt. Ein Umstand, mit dem es im Frühjahr auch die Wettbewerbsjury beim Internationaler Bioweinpreis zu tun bekam, bei dem die beiden Riesling-Erdenweine des Jahrgangs 2018 zur Bewertung anstanden. Und beide schlossen den Wettbewerb nicht nur exzellent, sondern auch fast auf Augenhöhe ab. Die Jury spendierte beiden Weinen bei der Bioweinpreis Auszeichnung Frühjahr 2020 die Top-Platzierung „Großes Gold“, und zwar dem Riesling vom roten Schiefer für die traumhafte Note 98 von 100 möglichen PAR-Punkten und dem Riesling vom Kies für 97 von 100 möglichen Punkten. […]”

Den ganzen Artikel und die Besprechung unserer Weine

Weißburgunder trocken

Riesling Spätlese feinfruchtig

Spätburgunder vom Kies

Riesling vom Kies & Riesling vom roten Schiefer

gibt’s HIER zu lesen !

Georg Forster