Georgs Leidenschaft für den Kompost. Oder: Der Boden spielt eine wichtige Rolle

Guter Boden ist gut für die Reben und somit gut für den Wein. Den Einfluss des Bodens auf den Wein findet man in jeder Weingutsphilosophie. Wenn ihr euch aber fragt, was genau die Rolle des Bodens bei der ganzen Sache ist, haben wir hier für euch unsere Antworten darauf! Was ist eigentlich ein guter Boden? Was macht ihn aus und wie kann ein Boden, der durch intensive Landwirtschaft Nährstoffe und Vitalität verloren hat, diese wiedergewinnen? Oder noch besser: wie können wir durch unsere Arbeit fruchtbaren Boden erhalten?

Seitdem Georg und Margit unser Weingut 1994 auf ökologischen Weinbau umstellten, haben wir unsere Arbeitsweisen stetig verändert und entwickelt. Georg, der schon immer fasziniert und begeistert von der Bodengeschichte war, hat sich vor einiger Zeit sozusagen zum Kompostexperten weitergebildet.

Seitdem stellen wir unseren eigenen Kompost her, aber mit System und Fachwissen.


Warum wir eine neue Denkweise zum Thema Kompost brauchen:

Bei Kompost denkt man direkt an organisches Material. Ab der industriellen Revolution wurde Dünger auf chemischem Weg hergestellt und in der Landwirtschaft eingesetzt. Davor stand den Landwirten ausschließlich natürliches Material zur Verfügung in Form von Viehmist um den Ackerboden fruchtbarer zu machen. Im Laufe der Jahrzehnte und durch den Einsatz des chem. Düngers ist der Blick auf die Bodengesundheit leider verloren gegangen.

1994 haben wir auf die ökologische Arbeitsweise umgestellt und sind seitdem immer auf der Suche nach einem guten Weg gewesen um die Fruchtbarkeit der Böden in unseren Weinbergen zu fördern und zu erhalten. Verschiedene Begrünungspflanzen zur Gründüngung wachsen seitdem in unseren Weinbergen und wir haben organisches Material in Form von Holzschredder, Mist oder Trestern eingefahren. Wir wollten und wollen immer erreichen, dass unsere Böden vital bleiben und ihre Fähigkeit zur Wasserspeicherung erhalten.  

Der Humusaufbau ist eine riesige Chance für die Landwirtschaft und den Klimawandel. 1% mehr Humus im Boden bedeutet eine Wasserspeicherkapazität von 100.000 Liter Wasser pro Hektar.

Bei der Einbringung von rein organischem Material ist es aber noch ein weiter Weg bis Humus aufgebaut wird. Hierfür braucht es aerobe Mikroorganismen, die in den ersten 20 cm der Bodenschicht angesiedelt sind und dort das organische Material in Humus umwandeln. Durch das Kompost-Seminar hat Georg gelernt, dass wir mit der gut geführten Kompostierung die aeroben Mikroorganismen vermehren können. Unser Kompost wird ganz dünn auf den Weinbergsboden ausgebracht und somit „geimpft“, damit sich aus dem organischen Material Humus bilden kann.


Was kommt rein?

Um unseren Kompost herzustellen verwenden wir organische  Materialien wie Pferdestrohmist, frischer Grünschnitt von Kräuterwiesen, die brach liegen, ein kleiner Anteil an Holzschredder und etwa 10 % Lehmerde. Der Erdanteil ist wichtig, um die vorhandenen Nährstoffe in einen Ton-Humus-Komplex einzubinden. Damit werden die Nährstoffe für die Pflanzen und Reben verfügbar gemacht und nicht so schnell ausgewaschen.  Das Materialgemisch wird auf eine Miete aufgesetzt und dann mit einem Kompostwender gewässert und gewendet. So entsteht in dem feuchten Material Hitze, die es sauber kompostieren lässt. Der fertige Kompost stinkt nicht und sieht aus wie feine, dunkle Erde.

Beim Kompost geht es aber nicht allein um den Humusaufbau. Die Vielfalt der Mikroorganismen zu fördern ist ein wichtiger Teil um das Bodenleben zu bereichern und vielfältiger zu machen. So siedeln sich bei uns sehr gerne zahlreiche Insekten, Käfer und andere Nützlinge an und unsere Reben sind gesünder. Durch die Aufnahme von Huminstoffen bekommen die Trauben, und später der Wein, mehr positive Inhaltsstoffe, die nicht im Einzelnen schmeckbar sind, aber im Gesamtkomplex den Weingenuss steigern.

Für die Ausbringung des Kompostes haben wir unseren Kompoststreuer etwas umgebaut, damit der Kompost auch direkt unter die Rebstöcke kommt. So ist auch im Tag- und Tauwurzelbereich entsprechend Humusaufbau möglich. Ein wichtiger Aspekt ist auch, dass die Reben in der Trockenperiode in der Nacht aus der Tiefe von 8-10 m das Wasser hoch holen und in den ersten 20 cm des Bodens zwischenlagern um davon tagsüber zehren zu können.

In unseren Weinbergen siedeln sich auch wieder standorttypische Pflanzen zwischen den Rebzeilen an. Nach einer Untersuchung der TH Bingen finden sich unseren Weinbergen über 50 versch. Pflanzenarten. Diese Vielfalt wird auch durch den Humusaufbau begünstigt und die Pflanzen können ganz natürlich eine Symbiose mit der Rebe bilden. So können wieder mehr Mikronährstoffe aufgenommen werden. In die Weinberge wird der Kompost im späten Frühjahr im Turnus von ca. 3 Jahren ausgebracht.


Die Erde als CO2 Speicher: die Chance für die Zukunft

Eine riesige Chance bietet der Humusaufbau auch für die Speicherung von CO2. Natürlicherweise funktioniert unsere Erde so, dass sie überschüssiges CO2 im Boden einspeichert. Durch den Einsatz von Pflanzenschutz und Mineraldünger wird in der konventionellen Landwirtschaft aber der Humusaufbau verhindert und die Böden verlieren so mehr und mehr an Humusgehalt. Deshalb ist der Aufbau von Humus, neben dem der Fruchtbarkeit und Bodengesundheit auch so enorm wichtig. Wenn sich auf einem Hektar Acker der Humusgehalt um 0.1 % erhöht, dann können 10 Tonnen CO2 eingespeichert werden.

Unser Kompost ist also ein wichtiger Bestandteil für die Landwirtschaft der Zukunft.

Wir haben 1994 auf ökologischen Weinbau umgestellt, weil wir unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft bieten möchten. Der Kompost als Teil unserer Arbeitsweise ist ein ganz wichtiger Baustein dazu, der echtes Potenzial dazu hat unsere aktuelle Klimakrise positiv zu beeinflussen.


Georg Forster